Dem isländischen Künstler Ragnar Kjartansson (*1976) widmet das Kunstmuseum Stuttgart ab Juli 2019 eine Überblicksausstellung. Sie vereint Beispiele zu den wesentlichen Themenkomplexen seines Schaffens – angefangen von einer im Jahr 2000 begonnenen Videoserie bis hin zu neuen, erstmals in der Ausstellung zu sehenden Arbeiten.

Kjartansson, der in Reykjavík als Kind zweier Schauspieler aufwuchs, lässt in seinen Werken die Grenzen zwischen bildender Kunst, Literatur, Musik und darstellender Kunst verschwimmen. Die verschiedenen Gattungen verbindet er spielerisch beispielsweise in seinen Performances, für deren Entwicklung er Zeichnungen anfertigt, die auch Grundlage seiner Videoinstallationen und Gemälde sind. Inhaltlich nimmt Kjartansson Bezug auf Künstlerstereotype und Motive der westlichen Erinnerungs- und Wissenskultur. So stellt er in der Videoarbeit »Scenes from Western Culture« idyllische Szenen des Alltags nach, die auf entlarvende Weise vertraut erscheinen, während er in der Gemäldeserie »Architecture and Morality« auf den Konflikt um den israelischen Siedlungsbau anspielt. Die Ernsthaftigkeit der historischen und politischen Ereignisse, die vielen seiner Werke zugrunde liegen, bricht Kjartansson mit Humor und pointierter Zuspitzung. Als künstlerische Strategien dienen ihm Variation, Wiederholung und Loop, eine erweiterte zeitliche Spieldauer, Persiflage und Verfremdung. Sie verstärken oder brechen den Ausdruck intensiver Gefühle von Schmerz und Melancholie. Dabei gehen Realität und Fiktion fließend ineinander über.

Ein Film von Martin Mannweiler: martin-mannweiler.de
Kameraassistent: Mark Julien Hahn: markjulienhahn.de

Courtesy Ragnar Kjartansson, Luhring Augustine, New York und i8 Gallery, Reykjavík

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