Der ambivalente Blick auf die Psychoanalyse im surrealistischen Kartenspiel Jeu de Marseille
Vortrag von Christina Hoffmann am 6.10.2022
Das Jeu de Marseille ist ein Spielkartenblatt, das als kollektives surrealistisches Kunstprojekt im Frühjahr 1941 in Marseille entstand. André Breton war der Initiator dieses mit seinen Trumpfkarten ans Tarot erinnernde Kartenspiel und entwickelte unter Beteiligung seiner Frau Jacqueline Lamba sowie sechs weiterer surrealistischer Künstler (Victor Brauner, Oscar Dominguez, Max Ernst, Jacques Hérold, Wifredo Lam, André Masson) einen eigenwilligen Bilderkanon aus 13 realen und fiktiven Charakteren. Letztere fungieren dabei als Platzhalter:innen spezifischer Spielkartenwerte sowie als Repräsentant:innen einer bestimmten Geisteshaltung. Auch Sigmund Freud wurde in den surrealistischen Figurenkanon als Magier des Traums aufgenommen.
Was bedeutet die Platzierung des Begründers der Psychoanalyse innerhalb des Jeu de Marseille und welche Schlussfolgerungen lassen sich aus seiner Rolle und Darstellung im Hinblick auf seine Bedeutung für den Surrealismus ziehen?
Der Vortrag wird am Beispiel des genannten Kartenspiels einen Ausschnitt aus der surrealistischen Beschäftigung mit Freuds Theorien liefern und sowohl verwandtschaftliche als auch divergente Haltungen beleuchten.
Dr. Christina Marie-Charlotte Hoffmann studierte Komparatistik in München, Wien, Aix-en-Provence und forscht zu Bild-Text-Bezügen von der frühen Moderne bis zur Avantgarde. Neben intermedialen Studien arbeitet sie zum Literarischen Zionismus, ist Mitglied des aka: Arbeitskreis Kulturanalyse und Mitherausgeberin der Zeitschrift antikanon. Als Gründerin des Kunstevent-Unternehmens DeliziArte ist sie außerdem in der Kunst- und Kulturvermittlung tätig.
Weitere Informationen: Sigmund Freud Museum