Feuer wie bei den Römern: Titus Flavius Rufus zeigt die antike Funkenkunst im Museum Aargau

Wie entzündete ein römischer Legionär sein Feuer – ohne Streichhölzer, ohne Feuerzeug? Im Museum Aargau führt Titus Flavius Rufus aus dem Legionslager Vindonissa vor, wie aus Stahl, Stein und Zunder eine lodernde Flamme entsteht. Das Format verbindet anschauliche Archäologie mit handfester Praxis und macht erlebbar, wie viel Wissen und Präzision hinter einem „einfachen“ Funken steckt.

Im Zentrum stehen drei historische Grundzutaten: Feuerstahl, Feuerstein (Silex) und Zunder. Der reich kohlenstoffhaltige, fachgerecht geschmiedete und gehärtete Feuerstahl liefert beim scharfen Abschlagen an der härteren Kante des Silex die Funken. Als Zunder dient ein Holzpilz, der an Totholz von Buchen und Birken wächst – fein gezupft nimmt er die Glut sofort an. Ergänzt wird das Set durch feines Anzündmaterial wie Heu oder sehr dünnes Holz.

Rufus’ Demonstration folgt einer klaren, überlieferten Logik: Zuerst wird die Feuerstelle vorbereitet, dann der Zunder aufgelockert und zusammen mit dem Silex in einer Hand gehalten, während die andere den Feuerstahl führt. Gezielte, scharfe Schläge lassen Funken direkt in den Zunder springen. Sobald er glimmt, wandert die Glut unter das vorbereitete Feinholz. Sanftes Anblasen liefert den nötigen Sauerstoff – aus Glut wird Flamme. Der Moment, in dem das Bündel aufleuchtet, ist nicht nur der Erfolg eines Experiments, sondern auch ein Fenster in den Alltag der Antike.

Die Vorführung zeigt, wie experimentelle Archäologie funktioniert: Sie überprüft Forschungsergebnisse im Tun, verknüpft Materialkunde mit Technikgeschichte und macht sicht- und hörbar, was sonst abstrakt bleibt – vom Klang des Stahls auf Stein bis zum Geruch der ersten Rauchfahne. Zugleich vermittelt sie, wie nah an der körperlichen Praxis römische Lebenswelten waren: Wissen, Geduld und Rhythmus ersetzen moderne Bequemlichkeit.

Mehr unter: www.museumaargau.ch

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