Mit der Sonderausstellung „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten“ lädt das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek zu einer faszinierenden Zeitreise durch über 2500 Jahre Sprachgeschichte ein. Vom 12. Juni 2025 bis zum 3. Mai 2026 stehen mehr als 90 original erhaltene Schriftstücke auf Papyrus, Pergament und Leinen im Zentrum der Schau. Sie erzählen eindrucksvoll, wie sich Macht, Religion und Alltag in einer mehrsprachigen Gesellschaft manifestierten – von Ägyptisch, Griechisch und Latein bis hin zu Koptisch und Arabisch.

Die Ausstellung zeigt, wie Sprache im alten Ägypten nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern auch Werkzeug politischer Herrschaft und religiöser Identität war. Wechselnde Eroberer, vom griechisch-makedonischen Alexander dem Großen bis zu den Kalifen der Frühzeit des Islam, hinterließen ihre Spuren nicht nur im administrativen Gefüge, sondern auch in der sprachlichen Landschaft Ägyptens.

Ein Highlight: Originale Dokumente – von Herrscherbriefen und Steuerbescheiden über magische Amulette bis hin zu Heiratsverträgen – veranschaulichen, wie sich Mehrsprachigkeit auf Gesellschaft, Verwaltung und Recht auswirkte.

Vielfalt als Normalität
Die Ausstellung verdeutlicht: Sprachliche und kulturelle Diversität ist keine Erfindung der Moderne. Ägypten war über Jahrhunderte ein Ort des Austauschs und der Mehrsprachigkeit. Der Einfluss verschiedener Religionen – Judentum, Christentum und Islam – ebenso wie die Präsenz unterschiedlichster Verwaltungssprachen macht das Land zu einem Modell multiethnischer Kommunikation durch die Zeiten.

Besondere Exponate
Einige Highlights der Ausstellung:

  • Ein hieratisches Schutzbuch mit magischen Sprüchen zum Schutz des Pharaos
  • Mumienbinden mit Sprüchen aus dem ägyptischen Totenbuch
  • Ein griechisch-demotischer Ehevertrag von 142 v. Chr.
  • Ein arabischer Brief an einen koptischen Steuerbeamten aus dem 8. Jahrhundert
  • Eine zweisprachige Litanei aus dem koptischen Gottesdienst

Diese einzigartigen Zeugnisse belegen, wie Sprache als Machtinstrument, Identitätsmerkmal und spirituelles Medium eingesetzt wurde.

Kontext zur Gegenwart
Kuratorisch wird ein Bogen zur heutigen Zeit geschlagen: Auch heute leben wir in vielsprachigen Gesellschaften, in denen Kommunikation über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg von großer Bedeutung ist. Die Ausstellung liefert wertvolle Impulse für einen reflektierten Umgang mit Sprache, Macht und kultureller Vielfalt – damals wie heute.

Mehr unter: www.onb.ac.at

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