Kurator Felix Hoffmann im Interview über die Ausstellung Love, Ren Hang. Zu sehen bei C/O Berlin vom 07.12.19 – 29.02.20.

echschwarze Haare, Porzellanhaut, knallrote Lippen und Fingernägel, tiefe Blicke direkt in die Kamera, akrobatische Posen von jungen Männern und Frauen mit skurrilen Requisiten, Tiere und Pflanzen im grellen Blitzlicht, eingebettet in urbanen Landschaften, privaten Räumen oder in der Natur zwischen Reisfeldern, Lotusteichen und Kakteen – die Bilder des chinesischen Künstlers Ren Hang sind schmerzvoll provokant, aber auch introvertiert und träumerisch surreal. Seine genderqueeren Kompositionen sind explizit erotisch, jedoch nie pornografisch.

In oft extrem eigenwilligen Arrangements und Perspektiven wird der menschliche Körper zur abstrakten Form gestaltet, wobei immer wieder bekannte Motive und Traditionen aus der westlichen Kunst- und Fotogeschichte zitiert und gleichzeitig überschrieben werden. Bildikonen von William Shakespeares sterbender Ophelia im Blumenteich, Darstellungen der griechischen Königstochter Leda mit dem Schwan oder Rückenakte weiblicher Figuren kombiniert Ren Hang mit einem unverkennbaren Bildvokabular aus Abstraktion, Surrealismus, Dada sowie historischer und zeitgenössischer Fotografie.

Gleichwohl ist ein von der ostasiatischen Philosophie geprägtes künstlerisches Verständnis erkennbar, das im Gegensatz zur Kunst des Abendlandes nicht um Originalität bemüht ist. Vielmehr führt es eine Schultradition fort und strebt nach Zeitlosigkeit; die Fragen nach Autorenschaft, Original und Kopie stellen sich für viele Künstler*innen in China erst in Gegenüberstellung zum westlichen Kunstbegriff. Daraus speist sich ein neuer Diskurs um Formen und Strukturen eines kollektiven und globalen Bildgedächtnisses.

Mehr unter www.co-berlin.org

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