Die Ausstellung „Young Birds from Strange Mountains“ versammelt außergewöhnliche Arbeiten queerer Künstler*innen aus Südostasien und seiner Diaspora – mit Schwerpunkt auf Thailand, Vietnam, Indonesien, Malaysia und Kambodscha. Die Ausstellung steht für ein künstlerisches, archivarisches und spirituelles Wiederaneignen queerer Geschichte(n), Praktiken und Körperwissen, das in vielen Regionen der Welt – besonders aber im globalen Süden – unsichtbar gemacht, verdrängt oder kolonial überformt wurde.
Queere Archive neu denken
Die Künstlerinnen und Kuratorinnen arbeiten mit kollaborativen und gemeinschaftsorientierten Ansätzen. Sie setzen sich mit existierenden Archiven auseinander, darunter das Schwule Museum Berlin, das Queer Indonesia Archive oder das A Queer Museum Hanoi – und schreiben diese Archive durch ihre künstlerische Praxis neu, weiter oder entgegen. Es entstehen Arbeiten an der Schnittstelle von Performance, Film, Installation und spiritueller Praxis.
Der Titel: Poesie als Widerstand
Der poetische Ausstellungstitel entstammt einem Gedicht von Ngô Xuân Diệu (1916–1985), einem einflussreichen, queeren vietnamesischen Dichter, dessen homoerotische Texte in seiner Heimat zensiert wurden. Seine „jungen Vögel“ sind ein Symbol für queere Identität: zart, widerständig, freiheitsliebend – und tief mit Erinnerung und Geschichte verbunden.
Queere Spiritualität und das kollektive Gedächtnis
Die Ausstellung lenkt den Blick auf vormoderne queere Praktiken, etwa die Schaman*innenrollen vor der Kolonialisierung, das Ludruk-Theater in Ostjava oder die vietnamesische Đạo Mẫu-Religion. Diese queeren Spiritualitäten werden im westlichen Kontext oft ausgeblendet oder exotisiert. Young Birds from Strange Mountains setzt ihnen eine künstlerische und kuratorische Sichtbarkeit entgegen.
Politische Realität trifft auf kulturelles Gedächtnis
Trotz aktueller Erfolge – wie der Legalisierung der Ehe für alle in Thailand oder dem islamischen Internat für Trans-Personen in Indonesien – bleiben viele queere Geschichten aus Südostasien marginalisiert. Die Ausstellung fordert ein Umdenken: nicht als Import westlicher Queerness, sondern als eigenständige, historisch und spirituell verwurzelte Identität.
Kuratorisches Team
- Sarnt Utamachote
- Hải Nam Nguyễn
- Ferdiansyah Thajib
Archiv-Kurator*innen
- Thảo Hồ
- Ragil Huda
Mehr unter: www.schwulesmuseum.de





