Sie produzierten die Lettern, die einst Plakate und sogar den Titel der Zeitung Prawda prägten: Das Museum im Bellpark Kriens widmet sich der Holztypenfabrik Roman Scherer, deren Schriften aus lokalem Obstbaumholz um 1900 einen internationalen Markt eroberten.
Die Holztypenfabrik Roman Scherer aus Luzern/Kriens mag heute vergessen sein, doch ihre Produkte prägten die visuelle Kultur Europas an der Schwelle zur Moderne. Das Museum im Bellpark Kriens beleuchtet die Geschichte dieses bemerkenswerten Schweizer Unternehmens, das auf die Produktion von Holzbuchstaben für den Plakatdruck spezialisiert war.
Exportgut Schweizer Handwerk
Gegründet 1877 in Luzern und Anfang der 1890er Jahre nach Kriens verlagert, war die Firma von Anfang an auf einen internationalen Markt ausgerichtet. Die Qualität der aus lokalem Obstbaumholz gefertigten Schriften überzeugte Abnehmer von Deutschland bis nach Russland, Spanien und auf dem Balkan. Um die Jahrhundertwende betrug die monatliche Produktionsmenge der Holztypenfabrik bereits rund 50.000 Buchstaben.
Die historische Relevanz belegt eine bemerkenswerte Fußnote: Die Gestaltung des Titels der sowjetischen Tageszeitung ‹Prawda› geht wahrscheinlich auf die von Roman Scherer als ‹Serie 5015› vermarktete Holzschrift zurück.
Haptischer Zugang zu vergessenen Buchstabenwelten
Die Ausstellung macht dieses vergessene Kulturerbe wieder erfahrbar. Zentral sind die umfangreichen Schriftproben (Musterbücher), welche die Firma als Verkaufskataloge produzierte.
Zusammen mit den originalen Holzlettern ermöglichen diese Muster nicht nur Einblicke in die Vielfalt der Schriftgestaltung jener Zeit, sondern vermitteln vor allem einen haptischen Zugang zu den vergangenen Buchstabenwelten. Die Geschichte der Firma endete 1966, als das Unternehmen aufgrund des Aufkommens des Offset-Drucks an die Haas’sche Schriftgiesserei verkauft wurde.
Sehen Sie in unserem Video, wie das Museum im Bellpark die Faszination dieses einzigartigen Handwerks vermittelt.
Produktion: arttv.ch
Mehr unter: www.bellpark.ch





