Seit über zwanzig Jahren bewegt sich Yto Barrada (*1971, Paris) souverän zwischen Fotografie, Film, Skulptur, Druckgrafik, Textilien und Installationen. Im Kunsthaus Zürich präsentiert sie nun eine Ausstellung, die ihre eigene künstlerische Praxis in einen Dialog mit Werken aus der Sammlung bringt. Einzige Bedingung: Alle ausgewählten Arbeiten stammen aus dem Jahr 1971, dem Geburtsjahr der Künstlerin.
Im Zentrum steht ihr jüngster Filmessay „A Day is Not a Day“ (2022). Barrada untersucht darin ein industrielles Verfahren namens accelerated weathering – eine „beschleunigte Bewitterung“, bei der Materialien wie Kunststoffe oder Textilien auf ihre Widerstandskraft gegen Sonne, Regen und Korrosion getestet werden. Der Film verbindet diese technische Praxis mit Fragen nach Vergänglichkeit, Anpassungsfähigkeit und der Beziehung zwischen Mensch, Umwelt und industrieller Produktion.
Seit rund einem Jahrzehnt beschäftigt sich Barrada zudem mit natürlichen Färbetechniken – ein bewusster Gegenentwurf zur Schnelllebigkeit und Rücksichtslosigkeit industrieller Fertigung. 2024 gründete sie in ihrer Heimatstadt Tanger „The Mothership“, ein öko-feministisches Forschungszentrum mit Künstler:innenresidenz, das Handwerk, Forschung und kollektive Kunstpraxis verbindet.
Mit ihrer Zürcher Ausstellung schlägt Barrada eine Brücke zwischen persönlicher Biografie, globalen Fragestellungen und der Sammlungsgeschichte des Hauses. Sie zeigt, wie Kunst – ähnlich wie Materialien im Labor – den Kräften der Zeit ausgesetzt ist und dennoch Widerstandskraft entwickeln kann.
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