Das Museum Villa Stuck präsentiert eine umfassende Werkschau mit Arbeiten des Gold- und Silberschmieds Rudolf Bott. Die Ausstellung mit dem Titel »Enduro« findet in den Historischen Räumen der Villa Stuck statt und erstreckt sich vom Erdgeschoss mit Empfangssalon, Musiksalon, Boudoir, Speisesaal und Rauchzimmer über das Alte Atelier im Obergeschoss bis in den Künstlergarten.

Gezeigt werden in der Hauptsache Arbeiten aus dem Bereich »Gerät«, d.h. Formen, Schalen, Gefäße und Dosen, dazu Leuchter, Kannen, Serviettenringe, ein Tisch und ein Schmuckobjekt. Diesen aus Silber, Kupfer, Tombak, Bronze, Stahl, Jaspis, Hämatit und Bergkristall ausgeführten Arbeiten werden Papiermodelle gegenübergestellt, die Rudolf Bott von fast allen Arbeiten im Vorfeld im Maßstab 1:1 anfertigt. Insgesamt werden in der Ausstellung ca. achtzig Objekte gezeigt.

In der Ausstellung durchdringen die Historischen Räume Möbel, die von Rudolf Bott selbst entworfen wurden und mehr sind als reine Präsentationsflächen für seine Werke. Stühle, Bänke und Tische sind großzügigen Plattformen eingeschrieben, wachsen gleichsam aus ihnen heraus, während sich die ganze Konstruktion in die Historischen Räume hineinarbeitet.

Die ersten Gespräche zu dieser Ausstellung liegen einige Jahre zurück. Für Rudolf Bott besteht der Reiz an diesem Projekt vor allem in der Gegenüberstellung seiner eigenen Arbeiten mit den Historischen Räumen in der Künstlervilla Franz von Stucks. Die Räume einer Künstlervilla aus dem späten 19. Jahrhundert sind die perfekte Umgebung für die Arbeiten Rudolf Botts. Es ist gerade nicht ein moderner White Cube, der elegant minimalistisch auf die Reduktion reagieren würde, die in den Gefäßen Botts steckt. Dieser White Cube, der Kunstraum, würde zu einem künstlichen Raum werden, in dem die Objekte von Rudolf Bott »nur noch« Objekt wären. Der Lebensraum Franz von Stucks hingegen, zutiefst durchdrungen von der Idee des Gesamtkunstwerks, erlaubt den Arbeiten Botts ihre funktionale Qualität zu zeigen, ohne dass sie dabei etwas von ihrem skulpturalen Ausdruck verlieren.

Zu den vereinten Welten von Franz von Stuck und Rudolf Bott gesellen sich weitere Fragen hinzu: nach der Funktion eines Gegenstands; nach dem richtigen Material, abgeleitet aus der Funktion; nach der richtigen Form, die zu Funktion und Materialität passt. Hört man Rudolf Bott zu, wie er über seine Arbeit spricht, wie er sich bestimmten Typen von Gefäß oder Gerät annähert, wie er über das Material nachdenkt oder wie bestimmte Aufträge tief in ihm arbeiten – Bott hat z.B. die Innenausstattung ganzer Kirchenräume entwickelt –, dann ist dies nicht nur ein geistiger Prozess, sondern ist die Anspannung, das Reifen einer Idee eine nahezu körperliche Erfahrung. Und es kann zu dem Punkt kommen, an dem Bott sich und anderen eingesteht, dass es nicht weitergeht. Ein oft von ihm gehörter Satz in diesem Zusammenhang ist: »Darüber muss ich noch einmal nachdenken.« Die unausgesprochene Fortsetzung dieses Satzes lautet:»Denn ein Kompromiss, ein Zugeständnis an bestimmte Gegebenheiten, ist keine Option, niemals.«

Wofür machen wir die Dinge, wie sind sie gestaltet, wie nutzen wir sie – dies sind die Fragen, die Rudolf Bott an uns stellt, wenn wir seine Objekte in den Historischen Räumen der Villa Stuck sehen.

Mehr unter www.villastuck.de

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