In seinem Gastkommentar wirft Ralf Schiebel, Leiter der Forschungsgruppe Mikropaläontologie am Max-Planck-Institut für Chemie, einen ganz besonderen Blick auf drei Werke der Städel Sammlung:
- Andreas Achenbach, Ein Seesturm an der norwegischen Küste (1837)
- Gustave Doré, Alpine Landschaft mit Wildbach (nach 1870)
- Jan van Kessel d. Ä., Stillleben mit Fischen und Meeresgetier in einer Küstenlandschaft (1661)
Schiebel eröffnet eine geowissenschaftliche Perspektive auf diese Kunstwerke – und verbindet sie mit aktuellen Fragen der Klimaforschung. In Achenbachs dramatischer Meeresdarstellung erkennt er Hinweise auf ozeanische Dynamiken, die Doré’sche Gebirgslandschaft lädt zur Reflexion über glaziale Prozesse und Erosion ein. Van Kessels naturkundliches Stillleben wiederum führt Schiebel zur biologischen Vielfalt der Meere – und zu ihrer Veränderung durch den Klimawandel.
Als Mikropaläontologe untersucht Schiebel fossile Kleinstlebewesen aus Meeresablagerungen – sogenannte Foraminiferen –, deren Schalen die Zusammensetzung früherer Ozeane und Klimabedingungen dokumentieren. In seinem Kommentar spannt er den Bogen von barocker Naturbeobachtung über romantische Landschaftsmalerei bis hin zur heutigen Klimarekonstruktion aus geologischen Archiven.
So zeigen sich die Werke der Städel Sammlung aus einer neuen, überraschenden Perspektive – als visuelle Archive einer sich wandelnden Natur, lesbar mit den Augen der Geowissenschaft.
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